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Zukunftswerkstatt Kommunalpolitik: Mehr Teilhabe durch Diversität und innovative Ansätze

Fishbowl - Gesprächsrunde

Menschen berichten aus ihrem Alltag und Pilitiker:innen und Verwaltung hören zu.

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Zukunftswerkstatt Kommunalpolitik: Mehr Teilhabe durch Diversität und innovative Ansätze

Fishbowl - Gesprächsrunde

Menschen berichten aus ihrem Alltag und Pilitiker:innen und Verwaltung hören zu.

Zukunftswerkstatt Kommunalpolitik: Mehr Teilhabe durch Diversität und innovative Ansätze

11 / 2024 Fishbowl - Gesprächsrunde Menschen berichteten aus ihrem Alltag und Pilitiker:innen und Verwaltung hören zu.

Pressemitteilung

Zukunftswerkstatt Kommunalpolitik: Mehr Teilhabe durch Diversität und innovative Ansätze

Staufenberg-Daubringen, 01.11.2024 – Unter dem Motto „Zukunftswerkstatt Kommunalpolitik“ fand im „Wohnzimmer“ des IM-PULS e.V. eine spannende Fishbowl-Gesprächsrunde statt. Moderiert von Klaus Pradella und unterstützt durch die Koordinierungs- und Fachkräfte von DABEISEIN, Franziska Ospald und Ida Schulz, diskutierten Bürger:innen und Expert:innen über die zentralen Herausforderungen und Chancen kommunalpolitischer Teilhabe.

Die Veranstaltung, initiiert vom Team „Dabeisein“, der Partnerschaft für Demokratie in den Gießener Lahntälern, griff aktuelle Fragen auf, die den öffentlichen Diskurs prägen:

  • Wie kann kommunalpolitische Teilhabe für Menschen mit unterschiedlichen Lebensrealitäten ermöglicht werden?
  • Was braucht es, um mehr Diversität in politische Entscheidungsprozesse zu bringen?
  • Wie lässt sich die zunehmende gesellschaftliche Spaltung aufhalten?

Menschen zuhören, um Lösungen zu finden

Im Mittelpunkt der Gesprächsrunde standen die Stimmen von Menschen mit vielfältigen Hintergründen – junge Erwachsene, Frauen, Eltern, Alleinerziehende, People of Colour, Menschen mit Migrationsgeschichte. Ziel war es, ein besseres Verständnis für die Bedürfnisse und Perspektiven dieser Gruppen zu gewinnen. Hauptamtliche waren diesmal vor allem zum Zuhören eingeladen. 

Herausforderungen der Teilhabe

Die Diskussion offenbarte einige Hindernisse für politische Teilhabe: ein in der Runde vielfach attestierter rauer Umgangston in politischen Gremien, der insbesondere Frauen abschreckt, sowie die Tendenz zu konfrontativer Lagerbildungen und Druckausübung. „Ich werde immer gefragt: ‚Hast du Zeit, dich zu beteiligen?‘ – nie ‚Was brauchst du, damit du dich beteiligen kannst?‘,“ gab Hanna Römer, Mutter und in der Jugendhilfe tätig, zu bedenken. 

Nachtrag der Redaktion: Gemeindepfarrer Traugott Setin attestierte Jugendlichen eine große Bereitschaft, bei Themen die sie interessieren mitzuwirken, seien es Dirtparks, Fußballturniere o.ä. Gerade mit fairer Begleitung schaffe man so gute Erlebnisse. Es sei aber auch eine Bevölkerungsgruppe, die wenig Zeit hat, schwer greifbar und sehr fluide ist.

Neben einem Mangel an Begegnungsräumen im Allgemeinen, die Gemeinschaftsgefühl stärken könnten, wurde auch die Bürokratie als Herausforderung genannt: „Zuständigkeiten werden oft hin- und hergeschoben in der Verwaltung, das erschwert es geflüchteten Menschen, anzukommen und arbeiten gehen zu können. Auch Ausländerbeiräte sollten besser eingebunden werden,“ sagte Dima, 22 Jahre, aus der Ukraine.

Ida Schulz betonte: „Ein fair geloster Bürgerrat, der alle Facetten der Gesellschaft per Algorithmus abdeckt, könnte eine gute Antwort auf die Frage nach mehr Diversität in politischen Entscheidungen sein.“ Mit dieser Idee luden die Organisatorinnen auch den Verein Mehr Demokratie e.V. ein.

https://hessen.mehr-demokratie.de/themen/buergerraete

Impulse für eine lebendige Demokratie

Herr Klarebach, Vorstandsmitglied von Mehr Demokratie e.V. Hessen, hob hervor: „Sich gegenseitig zu helfen, ist eine wahrhaft menschliche Eigenschaft – und wissenschaftlich belegt.“ Dies unterstreicht die Bedeutung von inklusiven Formaten wie gelosten Bürgerräten. Solche Gremien, so die Diskussion, könnten eine einmalige, themenbezogene Beteiligung ermöglichen, ohne langfristig zu überlasten. Moderierte Prozesse sollen zudem Fairness sicherstellen. 

Neben der Idee von Bürgerräten präsentierten zwei der Gesprächsgäste digitale Lösungen für eine bessere und diversere Beteiligung in politischen Prozessen: Julia Thomaschki (ebenfalls Mehr Demokratie e.V.) stellte die kostenfreie Software Consul vor, über die Kommunen ihre Bürger:innen stärker in Entscheidungsprozesse mit einbinden können. Großes Interesse weckte auch Leon Pelikan für die App Political X Change, bei den Zuhörenden. Mit dieser könnten besonders junge Menschen zu kommunalpolitischen Themen interaktiv beteiligt werden. Traugott Stein, Gemeindepfarrer aus Staufenberg, zeigte sich erfreut über die Möglichkeit, mit Apps Jugendliche und deren sich ständig wandelnden Lebenswelt besser abholen zu können. 

https://politicalxchange.com/

Hanna Römer brachte eine weitere mögliche Lösung ins Spiel: „Ich bin politisch interessiert, aber die abendlichen Sitzungen sind oft unvereinbar mit meinem Alltag. Eine Vertreter:innenregelung könnte Eltern und anderen Menschen in ähnlichen Situationen besser einbinden.“

Ein Schritt in die Zukunft

Die Zukunftswerkstatt Kommunalpolitik hat deutlich gemacht, wie wichtig Diversität, Zuhören und innovative Beteiligungsformate für die Stärkung der Demokratie sind. Der Bürgermeister von Staufenberg, Peter Gefeller und andere Zuhörende betonten, dass Staufenberg bereits viele Beteiligungsprozesse (z.B. im Zuge der Dorferneuerung) erfolgreich durchgeführt hätte. So sind neue, einladende Begegnungsräume wie das „Wohnzimmer“ in Daubringen geschaffen worden. 

Franziska Ospald fasste abschließend zusammen: „Ein geloster Bürgerrat hätte das Potenzial, Menschen und die repräsentative Demokratie einander wieder näher zu bringen. Dadurch, dass die Teilnehmenden sich komplexer Sachverhalte annehmen und in Verhandlungsprozesse eintreten, kann ein tiefergehendes Verständnis für politische Prozesse entstehen.“

Das Team von DABEISEIN plant bereits eine weitere Veranstaltung in dieser Reihe, um den Dialog fortzusetzen und weitere Lösungsansätze zu entwickeln.

Sprechen Sie uns gerne an!

Ihr Dabeisein-Team, Moritz, Franzi und Ida

[Red.Anm. Information durch Ida Schulz: Jugendliche stehen physiologisch und psychologisch in einer herausfordernden Entwicklungsphase in ihrem Leben. Durch die hormonelle Veränderung im Körper, die Veränderung des Körpers und die damit auch einhergehende Neusverschaltung im Gehirn, gibt es bereits sehr viel, was sie "verdauen" müssen. Diese Prozesse zehren kognitiv viel Energie und bringen oft Leerlaufphasen, Müdigkeit und viel Emotionalität mit oder auch im Gegenteil starke Phasen des Energieüberschusses (als natürliche Auswirkung). Ebenso liegt dieser Entwicklungsphase bedingt durch ihre Herausforderungen ein großes Bedürfnis nach sozialer Nähe und Zugehörigkeit zugrunde, was ja fast selbsterklärend ist, in einer so verletzlichen Zeit. Diese Prozesse der körperlichen und neurologischen Entwicklung sind oft erst in den Zwanzigern abgeschlossen.

Hinzu kommt ein Alltag, der immer schnelllebiger wird, Technologien, die ständig nach Aufmerksamkeit rufen und gezielt manipulieren (die von 'UNS' gemacht sind, um Werbegeld zu verdienen), immer spezialisierteres Wissen, manchmal weitere Hürden ( wie Sprachbarrieren, Diskriminierungserfahrungen, Armut etc.) und der Mangel an sozialen/wohlwollenden Strukturen.  

Diese Prämissen müssen dringend berücksichtigt werden, wenn es darum gehen sollte, hier auch möglichst viele Jugendliche/junge Erwachsene mit ins Boot holen zu wollen.]

Impressionen

Kontakt

Ida-Elena Schulz

Koordinierungs- und Fachstelle

ida.schulz@dabeisein-lahntaeler.de

gefördert durch PÖV